Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Berlin:
Kunstharmonium Johannes Titz, Löwenberg, Bj. 1909/10

li: Seit der Restaurierung war das Titz schon bei zahlreichen Veranstaltun-gen zu hören. Nun sollte die letztes Jahr belassene Balganlage erneuert werden.

Jetzt fällt mir auf, dass 2020 ein Jahr der "Heimkehrer" war, denn auch diese Instrument steht schon zum zweiten mal bei mir.

Allerdings ist es noch nicht so lange her wie bei den anderen Instrumenten. Die Restaurierung erfolgte 2019, den Bericht finden Sie hier.

Für den Transport durch das heimische Treppenhaus wurde das Instrument stoßsicher verpackt.

Dann ging es auch schon an die Demontage. Bei einer früheren Reparatur wurde der Balg "versehentlich" ins Gehäuse geleimt. Viel Leim hilft eben nicht immer viel.

Der Zustand des Magazins war nocht gut, daher konzentrierte ich mich auf die Schöpfer.

li: Ohne Worte!

Der Filz auf den Schöpf-ventilen war nicht mehr ganz so frisch.

Die Trägerplatte der Schöpfer wurde vom Rest abgenommen und die Schöpfer selbst entfernt. Auf der Platte sieht man noch die Leimspuren des alten Materials.

Wie die Trägerplatte (ganz rechts neben dem Tisch), wurden auch die restlichen Teile von der alten Beleimung gründlich befreit.

Als erstes wurden die neuen Leinenbänder an die erforderlichen Stellen geleimt. Sie geben den Scharnieren die notwendige Stabilität.

Gleiches auch bei den Faltenpaaren. Innenfalte = Leinenband (Stabilität), Außenfalte = Lederband (Dichtung).

Nun wurden die Faltenpaare mittles der aufgleimten Leinenbänder an den Schöpferplatten (hier Rahmen) fixiert.

Hier sieht man gut die Funktion von Leinen- und Lederband. Das Ergebnis ist eine sehr stabile, dennoch leichtgängige und leise (sehr wichtig) Funktion des Scharniers.

So sahen die neuen Schöpfer im "Rohbau" aus.

Die Lederzwickel einzuleimen ist keine Kunst, sondern ehrliches Handwerk!

li: Eine Kunst war es schon eher, das richtige Papier zu finden. Schließlich sitzen die Schöpfer direkt unter dem noch originalen Magazin.

Doch die Suche war erfolgreich, wie man sieht. Nebenbei musste ich feststellen, dass sich das "neue" Papier viel besser verarbeiten lässt, als das im Orgelbau übliche Blaupapier.

Bevor es an den Zusammenbau ging, wurden die Lederteile des Magazins mit sog. Lederbalsam gepflegt.

Nachdem alles gut vorbereitet war, konnten die Schöpfer wieder mit dem Windkasten verbunden werden.

Hier sieht man noch einmal gut, wie das neue Papier (unten, Schöfper) zum Original (oben, Magazin) passt.

Eigentlich war der Balg nun fertig, es gab aber noch ein paar Kleinigkeiten zu machen.

li: Die Ventil-platten erhielten eine neue Dichtung.

Auch die Filzauflagen der Schöpferfedern und die Schöpfventile wurden erneuert.

So sieht es dann aus, wenn man den Balg von unten betrachtet.

Die Dichtung zwischen Windkasten und Registerbrett war offenbar schon länger problematisch, wie man sich angesichts des weggeschwundenen Mittelsteges gut vorstellen kann.

Der Steg wurde augedoppelt...

... und oben bündig gehobelt. So sollte es mir der Dichtung keine Probleme mehr geben.

re: Nun konnte die Balganlage wieder ins Gehäuse geschoben werden.

Da die alte Dichtschnur schon mehrere Fehlstellen hatte, wurde eine neue angefertigt.

Da der Mittelsteg entnehmbar sein muss (darunter sitzt das Expressionsventil), wurden diese beiden Dichtungen zuletzt aufgeleimt.

Das Problem der Mittelstegdichtung führte dazu, dass am Registerbrett allerlei Aufdopplungen angebracht wurden. Diese konnten nun entfernt werden.

Die eigentliche Werkdichtung wurde schon letztes Jahr teilweise ersetzt (z.B. Spiel 1, ganz vorne).

Mit der Restaurierung der Balganlage, muss der Eingentümer künftig nicht mehr den Tritt in die Bälge fürchten. FFF ist kein Problem mehr!

Erbauer: Johannes Titz, Löwenberg, Bj. 1909

System: Druckwind

Klaviatur: C - c'''', Teilung e'/f'

Disposition:

Forte expressif

Forte expressif

Harpe eolienne 2 Pds

Harpe eolienne 8 Pds

Baryton 32 Pds

Voix Celeste 16 Pds

Musette 16 Pds

Basson 8 Pds

Hautbois 8 Pds

Clairon 4 Pds

Fifre 4 Pds

Bourdon 16 Pds

Clarinette 16 Pds

Cor Anglais 8 Pds

Flute 8 Pds

Percussion et Cor Anglais 8 Pds

Percussion et Flute 8 Pds

Expression

Kniehebel für Doppelexpression

Hackenhebel: Ausl. Prol. / Grand Jeu

Prolongement C - H

Metaphone B / D

Forte fixe B / D