aktueller Stand: 06.06.2025

In der Woche vom 09.06. bis 15.06. bleibt die Werkstatt geschlossen. Aufgrund von Auswärtsterminen erfolgt die nächste Aktualisierung erst am 04.07.

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Kotykiewicz, Wien, Bj.1916

Das Koty spielte seit der Fertigstellung des Gehäuses samt Balg eine untergeordnete Rolle, da die Stimmung des Mustel in Arbeit war.

Dennoch konnte ich das Werk vom Lagerboden holen und die nächsten Bauteile "ausgraben".

Der Fortekasten samt Registermechanik und Klaviaturen, bildet einen imposanten Aufbau, lässt sich aber leicht demontieren.

All das kam wieder zurück auf den Aufzug und wandert demnächst wieder auf den Lagerboden.

Denn in den nächsten Wochen geht es erst einmal um die Lade und das darunter liegende Registerbrett.

Hier sieht man die vorderen Ventile. Bündchen und Beläge scheinen original zu sein.

Anders sieht das bei den hinteren Ventilen aus. Hier kann man an der Verarbeitung der Bündchen schon erkennen, dass etwas gemacht wurde.

Sehr konsequent ...! Sogar der Schallaustritt unter den Ventilwippen wurde mit einer Moltonrolle abgedämpft.

An sich wären die Ventile noch gut (bis auf C,Cs und c''''), aber man kann an den Abdrücken schon erkennen, dass nur die oberen 1 1/2 Oktaven (rechts) sauber geschlossen haben.

Die hinteren Ventile sind in sog. "Wiener Kapseln" gelagert. Dabei handelt es sich um Spitzenlager, welche in einer Messingkapsel sitzen.

Da diese Lager relativ empfindlich sind, sollten sie nur mit großer Vorsicht und entsprechendem Werkzeug bearbeitet werden.

Was unter den Ventilen hervorkam, war leider weniger schön.

Trotz der schwachen Optik, waren die Ventile so dicht, dass zumindest beim Probespiel nichts gravierendes auffiel.

Die Lagerkapseln zeigen schon deutliche "Kampfspuren".

Nicht nur die Bündchen, auch die Beläge wurden an den hinteren Ventilen schon einmal erneuert.

Nachdem die Oberseite der Lade abgeräumt war, konnte die Perkussion ausgebaut werden.

Dann lage das Objekt der Begierde frei - das Registerbrett.

Der Rand ist tatsächlich mit GOLDFARBE gestrichen.

Die Mechanik der Regsterventile ist absolut solide und sollte keine Probleme machen.

Mustel, Paris, Bj. 1928

Die letzten drei Wochen (mit Feiertagen etc.) lief die Stimmung des Mustel. Das bedeutet ca. 240 mal aufklappen und 240 mal zuklappen.

Dazwischen werden mit feinsten Werkzeugen die teils kleinsten Zungen vorsichtig bearbeitet. Hier sieht man gerade die Vorbereitung zur Stimmung der Voix celeste 8'. Da hier immer 2 Zungen auf einem Ton erklingen, muss zur Bearbeitung der Stimmung jeweils eine stumm gemacht werden (hier der hohe Chor).

Nachdem der tiefe Chor gestimmt ist, werden die Fähnchen "umgesteckt" und die Bearbeitung der "hohen" Seite folgt. Zum Schluss werden alle Zungen freigegeben und die Schwebungen auf Gleichmäßigkeit kontrolliert.

Bei der Aeolsharfe 8' sitzen die Zungen nicht gegenüber, sondern nebeneinander. Die Zungen sind entsprechend kleiner und sensibler!

Mitte dieser Woche war es aber geschafft. Mit der nun sauberen Stimmung entwickelt das Instrument eine wahrlich großartige Klangkraft. Auch im Grand Jeu lässt sich gut mit gezogener Expression spielen.

An diesem Instrument war ich nun seit November 2024 tätig. Vermutlich durch falsche Lagerung, hatte das Mustel starke Schäden erlitten und war nahezu unspielbar. Nun ist es wieder ein verlässlicher und klangschöner Begleiter für das tägliche Musizieren.

Mustel "No 3"

1928 wurde das Instrument eingentlich als vollwertiges Kunstharmonium mit zwei Manualen ausgeliefert. Über die Jahre wurden div. Einrichtungen entfernt, sodass es sich nun um ein "normales" Druckwindharmonium mit üppiger Disposition handelt.

Dispsition: (C - c'''', Teilung e/f (wo vorhanden))

0 Forte fixe, C Contre Basse 16', PP Basse Douce 8', B Basse 8', 2 Bordun 16', 1 Flute 8', 1P Flute Percussion 8', 6 Voix Celeste 8'

E Expression

3 Clairon 4', 4 Basson 8', 5 Musette 16', 7 Baryton 32', 8 Harpe Eolienne 8'

Hackenhebel: Grand Jeu

Stimmung: 442,3 Hz

E. Hinkel, Ulm, Bj. 1917

2011 wurde dieses kleine Hinkel in meiner Werkstatt überarbeitet (Bericht siehe hier).

Ein Umzug wurde zum Anlass genommen, das Instrument einmal durchsehen zu lassen, denn auch ein paar Töne gingen nicht mehr.

Als erstes fiel mir der gebrochene Gehäusedeckel auf, welcher umgehend geleimt wurde.

Dass bei solchen Staubschichten Zungen versagen, ist kein Wunder, schließlich wird ja alles angesaugt.

Nach dem Einsatz von Staubsauger, Pinsel und Lappen, sah alles schon viel freundlicher aus.

Gut eine Hand voll Zungen versagte den Dienst oder machte sich durch Klirrgeräusche bemerkbar.

An einem Nachmittag war alles erledigt und das Instrument wieder voll einsatzbereit.