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Berlin: |
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Kunstharmonium Johannes Titz, Löwenberg, Bj. 1909/10 |
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re: Trotz zweier Welt-kriege und jahrelangem Kellerexil, hat das Instrument erstaunlich gut "überlebt". Ein Kriegs-Gehäusescha-den wurde bereits repariert, anderes ist noch zu tun.
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Zurückgehend auf einen Berliner Kellerfund, sollte dieses Kunstharmonium wieder in einen konzertfähigen Zustand versetzt werde.
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Dabei handelt es sich um eines der Instrumente aus der Werkstatt Johannes Titz, welche quasi die Spitze der "Harmoniumevolution" repräsentieren.
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li: Auch das Innenleben sah bis hierhin noch gut aus (hintere Ventile).
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re: Jedes Spiel war mal mehr mal weniger von Rissen in der Ventil-decke betroffen.
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Allerdings offenbarten sich bei der Entnahme der ersten Tasten schon gravierende Schäden.
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Sofort erkennbar, die eigentlich blaue Dichtung zwischen Registerbrett und Windlade, strahlt in blankem Rot. Leder = Fehlanzeige!
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Von oben betrachtet, macht die Dichtung einen wesentlich besseren Eindruck.
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Die Schiede der Windlade zeigen schon deutliche "Kampfspuren". Immer wieder wurde mal abgedichtet und Schiede sogar verleimt.
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re: Staub so weit das Auge reicht.
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Ohne Worte! Die Federn der Percussion waren falsch eingehängt (müssten eigentlich zwischen Ledermutter und Filzscheibe). Ein Wunder, dass die Percussion SO gut funktionierte.
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Die Stecherführungen der Percussion waren allesamt stark ausgelaufen.
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Der Anblick der Ventildecke im Bereich der Voix Celeste, trieb mir dann den Angsschweiß auf die Stirn. Der ganze Stimmstock saß ca. einen mm tiefer als der Rest (Bild ganz li). Kein Wunder, dass die Ventile hier Dichtungsprobleme hatten. Zudem ließ sich der ganze Stimmstock munter in der Lade hin- und herbewegen (vgl. beide Fotos rechts).
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Die komplette Lade wurde ausgebaut und die Percussion entnommen.
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Für den Ausbau der Zungen, mussten nahezu 1000 kleinste Schräubchen gelöst werden.
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Bevor es nun an die Reparatur der Schäden ging, wurde alles gründlich gereinigt und die Kanzellen mit Pressluft ausgeblasen.
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Da für die Verleimung der losen Ventildecke die Lade immer wieder geschwenkt werden muss, habe ich mir eine entsprechende Halterung gebaut.
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Spiel für Spiel wurden nun die Schäden verleimt. Da es kaum Zwingen mit 30cm Ausladung gibt, musste ich hier mit mechanischen Tricks arbeiten.
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Zum Glück ging bei der Verleimung der Voix Celeste alles gut. Die Anzahl der möglichen Unsicherheitsfaktoren ist bei einem solchen Unterfangen groß.
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li: Nach der ganzen Verleim-Aktion, wurde die gesamte Ventilfläche behutsam mit dem Schleifbrett abgerichtet.
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re: Hier sieht man gut die verschlossenen Risse im Bereich der Musette.
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In der Harpe eolienne gab es zahlreiche tiefe Risse zu verschließen. Zuerst wurden die Bereiche sauber ausgefräst und anschließend ausgespant.
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Nur wenn alles eben ist, haben die Ventile eine Chance, die Öffnungen zuverlässig abzudichten. Auch die Voix Celeste (mittleren 2 Reihen) sitzt wieder da, wo sie hingehört (richtige Höhe).
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Bis die Lade wieder in diesem Zustand war, vergingen einige Arbeitstage.
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Auch bei der Montage der Zungen, erwies sich die Drehhalterung als nützlich.
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re: Die alten Tuchführun-gen wurden ausgebohrt und neue eingebracht.
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Nun begannen die Arbeiten an der Percussion.
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Zuerst stand die komplette Demontage auf dem Programm.
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Die neuen Führungen sind nicht nur für einen sauberen mechanischen Lauf verantwortlich, sondern auch für eine gute Dichtung der Registerkanzelle.
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Bei der Demontage merkte ich, dass die Halteleiste der Percussionshämmer weggebrochen war (siehe Bild oben). Diese wurde nun neu verleimt.
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Nach der Kontrolle der Einzelteile (Zunge, Feder, Mitnehmer, Hammer, Lager etc.), konnte die Montage beginnen.
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re: Der Einbau der fertigen Percussion, geht dann wieder rel. flott.
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Bis alles richtig sitzt, richtig läuft und einigermaßen sauber eingestellt ist, vergeht viel Zeit.
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SO müssen die Führungen aussehen, dann klappt es auch mit einem sauberen und gleichmäßigen Anschlag der Percussion.
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Nachdem die Lade nun wieder komplett war, konnte der weitere Aufbau starten.
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Hier sieht man eines der vorderen Ventile (Voix Celeste in der Mitte) vor ...
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... und nach der Reinigung. Der Zustand von Filz und Leder war größtenteils gut.
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Vor dem Einsetzen der Ventile, kam die Prolongementwelle zurück an ihren Platz.
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Wo möglich, wurden alle Teile im Ultraschallbad gereinigt und durchliefen größtenteils auch die Poliertrommel.
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Hier ein Blick auf die fertige vordere Ventilreihe und die Registerdrücker samt GJ-Welle.
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Nach dem Werk, folgte die Überarbeitung der Doppelexpression, welche in der Vergangenheit unbefriedigend arbeitete.
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Nach der Demontage stand erst einmal die übliche Reinigung an, bei welcher auch meist Schäden offensichtlich werden.
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So auch hier! Der große Balg hatte sich von der Grundplatte gelöst, wodurch eine Dichtung unmöglich war.
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Lediglich an der vorderen Leiste (ganz li) war die Leimverbindung noch halbwegs intakt.
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Auch einige Tuchlager waren ausgelaufen / ausgefressen und mussten erneuert werden.
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Da der Balg zu diesem Zeitpunkt nicht Gegenstand meines Auftrags war, wurde er im Instrument belassen. So konnte die DE gleich wieder eingesetzt werden.
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Am Registerbrett selbst, gab es keine größeren Schäden zu beklagen, so blieb es bei der Reinigung. Allerdings deuteten die zahlreich aufgeleimten Dichtungen auf ein Problem mit der Balgdichtung hin.
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Da die Balgdichtung jedoch das tat, was sie sollte, kümmerte ich mich um die defekte vordere Werkdichtung (roter Filzkern liegt offen, kein Leder mehr vorhanden).
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Zuerst wurde die defekte Stelle vorsichtig heraus getrennt, um nicht die Anschlussbereiche zu beschädigen.
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re: Mit ein wenig Überlappung, wurde das Neuteil mit dem Original verbunden.
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Aus feinem blauen Leder und der passenden Filzeinlage, wurde ein Stück neue Dichtwulst angefertigt.
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Nachdem nun alles dicht war, ging es mit der Klaviatur weiter. Im Bild liegt der Rahmen mit Waag- und Führungsstiften schon auf.
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Schon bei der Reinigung auffällige Tuchführungen, wurden sofort ersetzt (li sauber, re noch nicht).
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Das Prolongement der tiefen Oktave wollte nicht so recht zuverlässig arbeiten.
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re: Nach der Demontage und Reinigung, wurden diese mit geeignetem Leder neu bezogen.
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Grund dafür, war die unsaubere Belederung der Fanghaken an der Unterseite der Tasten.
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Für die gewünschte Leichtgängigkeit, sorgt die Graphitierung der Gleitfläche (Vorsicht, nicht die Haltefläche einstreichen).
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Die Einstellung des Prolongementes, geschieht durch (lange) fortwährendes Ausprobieren.
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Danach konnten die restlichen Tasten eingesetzt und ausgerichtet werden.
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Nur zur Probe, sitz hier schon mal die noch nicht fertige Registermechanik auf den Tasten.
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li: Die frisch gereinigte Registermechanik vor der Komplettierung.
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re: Alles wieder an seinem Platz und mit neuen Anschlagfilzen versehen.
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Auch hier gab es einiges an Staub zu entfernen. Die Bälgchen des Forte expressif wurden schon einmal neu bezogen.
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li: Die abschließende ausgleichende Stimmung, erfolgte behutsam und in vorhandener Tonhöhe.
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Leider hielt der noch originale, jedoch schon mehrfach geflickte Balg den Strapazen der Stimmung nicht stand und musste zwischendurch abermals repariert werden.
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Nach einiger, teils schwieriger und heikler Arbeit, ist dieses wunderbare Instrument nun wieder voll einsatzfähig. Seine "Feuertaufe" hatte es Anfang August auf einer Veranstaltung in Berlin.
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Erbauer: Johannes Titz, Löwenberg, Bj. 1909
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Klaviatur: C - c'''', Teilung e'/f'
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Percussion et Cor Anglais 8 Pds
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Percussion et Flute 8 Pds
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Kniehebel für Doppelexpression
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Hackenhebel: Ausl. Prol. / Grand Jeu
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