Schwarzwald: Debain, Paris, Bj. 1858

Von meiner letzten Tour brachte ich dieses wunderbare Debain mit in die Werkstatt.

Das 4-spielige Instrument wurde schon einmal restauriert (nicht von mir), der Eigentümer war aber mit der Ausführung und Funktion der Balganlage nicht zufrieden.

So machte ich mich daran, besagte Balganlage auszubauen, was nicht so einfach war. Letztlich half nur das Gehäuse so weit zu spreizen, bis die Balganlage frei war.

Aber irgendwann war es dann geschafft. Für den Wiedereinbau muss die Konstruktion der Balgbefestigung rekonstruiert werden.

Die Demontage des Balges selbst, lies sich der Eigentümer nicht nehmen und reiste persönlich an.

Zuerst etwas "schüchtern", wurden mit dem Messer dann Tatsachen geschaffen.

Auch einen Großteil der Reinigungsarbeiten (Ablösen der alten Beleimung mit Dampf) erledigte er gewissenhaft.

Die restlichen Teile befreite ich anschließend selbst von Leder und Papier.

So warteten die Teile erst einmal auf bessere Zeiten - sie kamen ... bald.

Nach der Trocknung waren die Holzteile nun noch sehr rauh und mussten auf Beschädigungen überprüft werden.

Bis auf einen kleinen Abplatzer, waren alle Balgteile unbeschädigt und lagen nach dem Verputzen quasi im Neuzustand vor mir.

Beim Windkasten sah das ein bisschen ander aus. Schon von weitem konnte man zwei große, bereits reparierte Risse erkennen.

Die gerissene Papierung auf der Unterseite (Magazinbalg) ließ jedoch den Schluss zu, dass hier mehr zu erwarten ist.

Ein von oben mit PU-Kleber eingefügter Span, reichte durch die gesamte Holzdecke.

Nach dem Abschleifen des Papieres, stieg die Anzahl der relevanten Risse von 2 auf 5!

Da der Windkastenboden quer zur Längsrichtung verleimt ist, ist die Rissgefahr sehr hoch, zumal die Papierung nur einseitig (Unterseite) war.

Nach einem Tagwerk waren die Holzteile bereit für den Wiederaufbau.

Zuerst wurden alle relevanten Flächen papiert. Beim Windkasten entschied ich mich für stabiles Leinenpapier.

Um den Zug des Papieres (schrumpft beim Trocknen) auszugleichen, sollten größere Flächen immer beidseitig papiert werden, wie hier die Unterseite des Windkastens (Innenseite Magazin).

Die letztens verputzten Holzfalten, wurden mit Leinen- und Lederbändern scharniert.

Hier wurde gerade die Fixierung der Holzfalten auf der Schöpferplatte vorbereitet.

Die Scharnierleisten der Schöpfer (hinten auf der Platte, am Drehpunkt) wurden neu angefertigt.

Auch die Platte des Magazinbalges erhielt innen Papier, bevor die Falten fixiert wurden.

Hier liegt die Trägerplatte der Schöpfer, samt Verbindungskanal zum Windkasten. Da der Kanal vom Windkasten abgeschnitten wurde, ist er nun ca. 4mm zu kurz.

Um das auzugleichen, wurde der Kanal mit einem etwas dickeren Stück Holz aufgefüttert ...

... und anschließend auf das gewünschte Maß (Höhe) geschnitten, Ausschnitte eingefräst und die Seiten verputzt.

Dann wurde auch hier alles papiert (Blaupapier, wie im Original).

Da die Trägerplatte für ihre Fläche relativ dünn ist, wurde auch sie beidseitig beleimt.

Hier sieht man, wie die Lederstreifen im ersten Durchgang auf die Faltenscharniere aufgeleimt wurden.

Wenn die Scharniere fertig geleimt sind, sollte das am Ende SO aussehen!

Weiter ging ers mit dem Aufsetzen des Magazinbalges auf den Windkasten.

Nachdem alle Falten durch ihre Leinenbänder fixiert waren, wurden die Scharniere mit Lederbändern überleimt.

Nun war es an der Zeit, die neuen Lederzwickel anzufertigen.

Nachdem alle Zwickel sauber eingeleimt und verputzt waren, waren die Lederarbeiten hier abgeschlossen.

Da der Magazinbalg später nicht mehr zugänglich ist, mussten die Papierarbeiten schon jetzt erledigt werden.

Nun wurde die Trägerplatte der Schöpfer samt Kanal aufgepasst und mit Dübeln fixiert.

So ist sichergestellt, dass später beim Verleimen nichts verrutscht, was fatal wäre.

Dann wurde es ernst, mit vielen Zulagen und Zwingen wurden die beiden Teile miteinander verleimt.

Während der Trocknungszeit wurden die Schöpfer weiter vorbereitet. Hier hielten gerade die neuen Ventile Einzug.

Korrekt ausgerichtet, konnten nun die Schöpfer mit ihren Plattenscharnieren auf die Trägerplatte geleimt werden.

Wie im Original, wurden die Scharnierleisten zusätzlich zum Leim noch mit Nägeln gesichert.

Dann konnten auch hier die Falten mit den Leinenbändern fixiert werden.

Die Rückseite der Plattenscharniere erhielt zur Sicherung ebenfalls noch Leinenstreifen.

Die Schöpfer erhielten ihre Lederstreifen als Scharnierabdichtung.

Dann wurden die neuen Zwickel aus Schafleder angefertigt ...

... und eingeleimt.

Nachdem auch alle Ecken an den Plattenscharnieren verschlossen waren, konnte die Papierarbeit beginnen.

Weiß-Blau - immer wieder ein Genuß!

Zum Schluss wurden wieder alle Balgfedern eingesetzt und die Schöpfer verschlossen..

Nun war es an der Zeit, das Gehäuse aus seiner Parkposition zu holen.

Zuerst wurde alles gründlich gereinigt. Im Bild sind die alten, nicht originalen, "mickrigen" Auflgepunkte markiert, welche den Ein- und Ausbau des Balges ohne Gehäusebeschädigung unmöglich machten.

Sehr wahrscheinlich ist es, dass das Balglager früher SO aussah. Duch den einschiebbaren Keil, kann die Balganlage im Gehäuse gerade nach oben gedrückt werden.

Hier läuft gerade der Einbau der "neuen" Balganlage.

Das Ausrichten der Keile war etwas kniffelig, aber am Ende entstand eine perfekte Passung zum Gehäuse (über der roten Linie).

So hat der Balg nun eine flächige (statt punktuelle) Auflage und sitzt sicher im Gehäuse.

Da die Keile noch etwas Luft haben, gann ggf. nachjustiert werden.

Ein schöner Rücken kann auch entzücken ...

Nach dem Anhängen der Tritte und dem Einbau des archaischen Expressionsventils, sind zumindest die Arbeiten an der Balganlage abgeschlossen.

Nun musste eine neue Windkastendichtung angefertigt werden.

Da die Stärke der alten Dichtung keine Aussagekraft hatte (andere Balgpostion), musste das Maß neu ermittelt werden. Im Bild sieht man die Diskanthölzchen in den Ecken, welche das Registerbrett zum Probeeinbau auf Höhe brachten.

Anstatt der zuletzt verwendeten Filzauflage mit Lederdichtung, wurde nun eine neue Lederwulst mit Filzkern angefertigt.

SO muss das am Ende aussehen ...

Da die Lade samt Zungen schon überarbeitet wurde, gab es hier nichts weiter zu tun.

So ging dieses wunderbar charakterisitische und frühe Instrument zurück in die Heimat.

Erbauer: Debain, Paris, Bj. 1858

System: Druckwind, Klaviatur C - c'''', Teilung e'/f'

Disposition: Forte 3et4, Basson, Clairon, Bourdon, Cor Anglais

Grand Jeu, Expression

Flute, Clarinette, Fifre, Hautbois, Forte 3et4