Haar: V. Mustel, Paris
Erst einmal ging es an die Überarbeitung der Balganlage, denn ohne richtige Druckverhältnisse geht gar nichts.
Mit viel Aufwand aber wenig Erfolg, wurden die Schöpfer mehr schlecht als recht am "Leben" gehalten.
In solchen Fällen ist der Neuaufbau die beste Wahl. Der Magazinbalg war noch in gutem Zustand und konnte belassen werden.
An den sauberen Holzfalten kann man gut sehen, wie sie zum Drehpunkt hin verjüngt wurden - sehr saubere Arbeit Mustel!
Die Streifen müssen in mehreren Schritten aufgeleimt werden, da es sonst zu Materialstau und/oder Spannungen am Drehpunkt kommt.
Doch zunächst mussten noch die Schöpfventile erneuert werden, welche hart und von Motten befallen waren.
Die Kombination aus Filz und Leder ist nicht unproblematisch, da sich das Material leicht verzieht und dann nicht mehr richtigt abdichtet.
Daher müssen die Ventile während der Trocknung immer leicht gepresst werden. Hier ist alles gerade und schon wieder eingebaut.
Schließlich soll trotz der zahllosen Drehpunkte und Verbindungen kein "ääächz" entstehen. Scheee - nä wahr!
Hier liegen die vier Drücker der Kniehebel zur Überarbeitung. Verbogen, geplatzt, Führung ausgerieben.
Nach Abschluss der Arbeiten auf der Bassseite, kam die DE (Doppelexpression) zurück in den Windkasten.
In guter Absicht, jedoch mit dem falschen Material (Moosgummi), wurde das Registerbrett schon einmal unterfüttert.
Für die Reinigung und Reparatur wurde wieder alles zerlegt. Außerdem war die Dichtung an Spiel 1 (ganz vorne) erneuerungswürdig.
Bei den Auslassventilen ist es wichtig, dass sie frei fallen, also gut beweglich sind. Das war hier nicht der Fall.
So gut wie jedes Ventil blieb trotz Federlast in seiner offenen Position stehen. In mühsamer Kleinarbeit brachte ich sie wieder zum Laufen.
Hier sieht man die alte, schon aufgeschnittene Dichtwulst von Spiel 1, blau gefärbtes Leder mit Filzkern.
Hier sieht man gut die neue Dichwulst (vorne) und die wieder eingebaute Registermechanik der Percussion.
Zwischendurch startete die Anfertigung der (vielen) fehlenden Registerschildchen. Hier liegen die ersten Rohlinge.
Die Risse in Spiel 5 mussten ausgefräst und ausgespant werden. Das weiße Leinenpapier in den Kanzellen sichert die Eckbereiche.
An ein paar weiteren Stellen löste sich die Ventildecke von den Schieden. Diese Bereiche mussten neu verleimt werden..
Dafür werden die Zungen ausgebaut, betroffene Kanzellen mit Leim geflutet und alles unter großzügiger Verwendung von Zulagen gepresst.
Auch die Ventile wurden in dieser Zeit überarbeitet. Die zerfressene Filzlage machte einen neuen Ventilbelag notwendig.
Sämtliche Beleimungen wurden mit Dampf entfernt, die Teile anschließend zur Trocknung zurecht gelegt.
In der Zwischenzeit war der Leim an der Lade gut durchgetrocknet, so konnten die Überschüsse ausgefräst werden.
Im nächsten Arbeitsgang wurde die Oberfläche noch sanft abgerichtet um eine optimale Auflage der Ventile zu gewährleisten.
Dann ging es mit der Percussion weiter. Die Stecherführung war ausgelaufen und undicht, Filze in weiten Teilen weggefressen.
Geschafft! Ein Lager der Schaltleisten (rot) musst nachgefertigt werden, die Ruheleisten (der Hämmer) wurden neu befiltz und beledert.
Nachdem alle Teile gut durchgetrocknet waren, ging es nun mit dem Neuaufbau los. Begonnen wurde mit den Lederpolstern auf den Ventilwippen.
Der neue Ventilbelag besteht wieder aus Filz und Leder. Wichtig dabei ist, dass er wieder die gleiche Höhe hat wie der Originalbelag.
Jedes Ventil (hier die vorderen) wurde positioniert, die Wippe
beleimt und eingesetzt und das Bündchen darüber geleimt.
Auch hier wurde alles gereinigt und die Filze erneuert. Im Bild sieht man das bereits eingebaute Prolongement.
Anders wie bei den vorderen Ventilen, hängen hier die Ventile direkt an den Tasten. Im Bild sieht man die Vorbereitung der neuen Polster und Bündchen.
Nun ging es auch hier mit dem Einsetzen los, also wieder Ventil positionieren, Polster beleimen, Taste einsetzen und mit Feder belasten, Bündchen festleimen.
Dabei wird durch das Einlegen dünner Papierscheibchen am Waagstift die Höhe der Tastenbeläge eingestellt.
Dann kam schon die Registermechanik zum Zerlegen. Im Bild sieht man noch die "nicht ganz" originalen Forteklappen.
Baustellen über Baustellen: Forte-expressif-Balg = defekt, Filze des Metaphon-Zuges = nicht mehr vorhanden, ...
Rätsel gab mir dann die eigentliche Registermechanik auf, denn alle Drücker wurden schon einmal ein gutes Stück nach rechts versetzt.
Die defekten Forte-expressif-Bälge waren in den Schallkasten geleimt und konnten nicht zerstörungsfrei ausgebaut werden.
Nach der Reinigung der ersten Einzelteile und dem Aufbereiten der Oberfläche, sah die ganze Sache schon viel freundlicher aus.
Auch an den Registerzügen gab es viel zu tun. Acryl entfernen, Fehlteile ergänzen, nachbeizen, Oberfläche ...
Nach der Reinigung und Überarbeitung (teilw. neue Tuchlager) der Drücker, konnten diese wieder montiert werden.
Da die neuen Forte-expressif-Bälge ausbaubar sein sollten, wurde der fragile Rahmen durch eine stabile Platte ersetzt.
Die Kleinteile des Metaphone durchliefen -wie alle anderen auch- das Ultraschallbad sowie die Poliertrommel.
Die Metaphone-Klappen werden von unten in den Schallkasten eingesetzt und "schweben" so knapp über den hinteren Ventilen.
Anhand originaler Spuren und vergleichbaren Instrumenten, wurde nun die neuen Forteklappen angefertigt.
Diese langen Tellerstifte (zweiteilig) leiten die Bewegung der Registerdrücker über Umwege auf die Registerventile.
Hier sieht man die oberen Tellerstifte, wie sie zwischen den Tasten des I. Manuals (Harmonium) sitzen.
Fertig! Die nachgefertigten Schildchen sind vom Original kaum zu unterscheiden. Im Bild liegen alt und neu nebeneinander.
Da die Schildchen mit ihrer belederten Rückseite mit Warmleim in den Zug gesetzt wurden, mussten sie fixiert werden.
Neben der speziellen Schrift, muss auch die Form der Schildchen (starke Wölbung) zum Original passen.
Damit die Tasten beim Spiel mit der Manualkoppel nicht nach oben gedrückt werden, muss der obere Anschlag sauber reguliert werden.
Nachdem sämtliche Gänge stimmten und alles reguliert war, musste für die Regulierung der Percussion alles wieder demontiert werden.
Die schon oft gebrochene (da sehr dünne) Halterung der Celesta-Stecher, wurde mit Leinenpapier stabilisiert, bevor die Stecher wieder montiert werden konnten.
So kann man im Alltag/Konzertbetrieb die Originalteile verwenden und zur Show die Stofftritte einlegen.
Erbauer: Mustel, Paris, Bj.: ... System: Druckwind, Klaviaturen: C - c'''', Untermanual = Harmonium, Teilung e'/f', Obermanual = Celesta
Forte fixe, Metaphone, 0 Forte expressif, 5 Harpe Eolienne 2Pds, 4 Basson 8 Pds, 3 Clairon 4 Pds, 2 Bourdon 16 Pds, 1 Cor Anglais 8 Pds, 1P Percussion et Cor Anglais 8 Pds
E Expression
1P Percussion et Flute 8 Pds, 1 Flute 8 Pds, 2 Clarinette 16 Pds, 3 Fifre 4 Pds, 4 Hautbois 8 Pds, 5 Musette 16 Pds, 6 Voia Celeste 16 Pds, 7 Baryton 32 Pds, 8 Harpe Eolienne 8 Pds, 0 Forte expressif, Metaphone, Forte fixe
Prolongement, Accouplement, Doppelexpression, Grand Jeu und Prol.-Auslösung über Hackenhebel