Tutzing: J & P Schiedmayer, Stuttgart, Bj. verm. 1858

Anfang des Jahres erhielt ich den "Notruf" eines Klavierbauers. Dieses wunderschöne Schiedmayer sollte wieder spielbar gemacht werden.

Die Balganlage samt Tritte wurde schon repariert und das Werk grob gereinigt. So konnte ich mich gleich an die Überarbeitung der Oberfläche machen (vgl. vorh. Bild).

Währenddessen baute ich das Werk aus und erledigte erste Reparaturen an der Expression und am Registerbrett.

Leider hatte die Lade ein paar Risse und die Percussion war funktionsunfähig. Dies lag jedoch an einer unsachgemäßen Montage im Rahmen und konnte daher rel. schnell behoben werden.

Der Riss im Bassbereich der 8'-Reihe (vorne) wurde als erstes behoben. Der zweite Riss (16', hintere Reihe) entstand durch einen Wasserschaden im Bereich der Ventilfederverschraubung und löste die Decke fast bis zu den vorderen Ventilschlitzen.

Dank meiner extra großen Zwingen, konnte auch dieser Bereich problemlos verleimt werden.

Die verleimten Risse der Lade bekamen genug Zeit zu trocken, anschließend wurde der überschüssige Leim in den Ventilschlitzen ausgefräst und die Fläche abgerichtet.

Da der Riss in Spiel 2 durch die Verschraubung der Ventilfedern entstand (direkt in den Schied), wurde eine zusätzliche Leiste zur Aufnahme der Schrauben aufgesetzt.

Die Zungen kamen zurück an ihren Platz.

Nach dem Einbau der Zungen, wurde die Percussion wieder eingesetzt.

Nun konnte die Komplettierung der Lade beginnen. Die Messingteile durchliefen vorher das Ultraschallbad sowie die Poliertrommel.

Das Einsetzen der frisch gereinigten Ventile ging gut von der Hand.

Hier bin ich schon beim Einsetzen der Klaviatur.

Nach dem Geradelegen der Tasten, folgte die Regulierung des Anschlages und der Percussion.

Technisch ist es nun wieder spielfähig, ein paar Töne müssen noch nachgestimmt werden.

Die Stimmarbeiten hielten sich in Grenzen (453 Hz). Wie immer, brauchte der 4' im Diskant eine extra Portion Aufmerksamkeit.

Die Dichtwulst sieht zwar noch recht gut aus, hat jedoch an zahreichen Stellen schon ihr Innenleben eingebüßt. Aber noch hält sie ausreichend dicht.

Alles in allem ein sehr schönes und kernig-kräftiges Instrument, welches nun seit langem wieder spielbar ist.

Erbauer: J&P Schiedmayer, Stuttgart, Bj. verm. 1858, System: Druckwind, Klaviatur: C - c'''', Teilung e'/f'

Dispositon: T Tremblant, S Sourdine, 0 Forte 3et4, 4 Basson, 3 Clairon, 2 Bourdon, 1 Percussion ou Cor Anglais, G Grand Jeu, E Expression, 1 Percussion ou Flute, 2 Clarinette, 3 Fifre, 4 Hautois, 0 Forte 3et4, 5 Musette,T Tremblant