Stuttgart: John Holt, Liverpool, Bj. 1935
Dieses Jahr begann gleich mit großen Innovationen. Eine 4-Achs-Bearbeitung als Erstlingswerk an der CNC-Fräse, das kann nicht gut enden! Angefangen hat es aber ganz gut, im Bild sieht man das Muster eines "Holt"-Registerzuges.
Angespornt vom geglückten Frästeil (hier im Vergleich zum Original), startete ich in die "Serienproduktion".
Da die Verwendung von "Beinen der Elfe" nicht in Frage kam, wurden Rohlinge aus Weißbuche vorbereitet.
Aber es kam was kommen musste, bei den Einstellarbeiten für den neuen Fräser war ich unachtsam und hab den unbenutzten Fräser gleich geschrottet.
Nach ein wenig Schleifarbeit, ist das Ergebnis wirklich überzeugend. Es freut mich sehr, solche Teile (und auch andere) künftig selbst herstellen zu können.
Und so folgte gleich der nächste Versuch. Warum nicht eine kleine Holzpfeife aus dem vollen Material fräsen? Natürlich ohne Deckel und Vorschlag. Hier sieht man den ersten Prototypen. Sogar die Kernspalte wurde gefräst, wobei es hier noch Optimierungsbedarf gibt, wie der unsaubere Rand beweist. Die fertige Pfeife ist gerade einmal 10cm lang, g''' 8', gedeckt. Das Loch im Vorschlag dient zur Windregulierung.
Auch die letzten Gehäsuearbeiten wurden nun angegangen. An den Blenden im Pedalbereich, gab es einige unschöne Löcher der früheren Elektrik zu verschließen.
Nun wurde mit den Vorbereitungen für die Holzpfeifen begonnen. Im Bild sieht man das Eichenholz, welches für die Kerne zugeschnitten wurde.
Aus den Brettern wurden kurze Hirnholzleisten geschnitten und zu dünnen "Butcherblocks" (Hirnholz-Hackstöcke) verleimt.
Aus diesen Hirnholz-Brettchen wurden nun auf der CNC die Kerne gemäß der Mensur ausgefräst. Dafür braucht man keine CNC-Fräse - richtig...
... dafür aber schon! Ab G bekamen die Kerne gleich angefräste Füße, welche der niedrigen Einbauhöhe entgegen kommen.
Die Pfeifen c''' bis c'''' wurden nach dem erfolgreichen Versuch von vor 14 Tagen, aus "dem Vollen" gefräst. Noch sind alle gleich lang, abgeschnitten sind sie schnell.
Auch die Blindkerne wurden schon vorbereitet. Im nächsten Schritt erhalten die Kerne ihre Windkammern und Bohrungen.
Das vordere Loch dient der Windregulierung. In ihm sitzt später ein Dübel, welcher das Fußloch verschließen kann (System Reilich).
Hier sieht man noch einmal einen kleineren Kern. Das Loch der Regulierung kreuzt das Fußloch, welches durch den Dübel verengt werden kann.
Nachdem die Kleinteile für das Gedackt 8' fertig waren, ging es nun an die Vorbereitungsarbeiten für die Harmonic 4', eine offene Holzflöte.
Die kleinen Pfeifen von c'' bis c'''', werden wieder aus dem Vollen gefräst. Hier wurde gerade die erste Oktave fertig.
Es folgte die oberste Oktave. Die kleinste Pfeife c'''', hat gerade mal einen Querschnitt von 5,4 mm (Breite) auf 6,9 mm (Tiefe)
Hier liegt die Ausbeute mehrerer Maschinenstunden (und vieler PC-Stunden). Die Kerne und Diskantpfeifen sind zwar gefräst, aber noch lange nicht fertig.
Nachdem auch die Blindkerne geschnitten waren (ganz li auf dem Pfeifenbrett), waren die Vorarbeiten für die Harmonic erst einmal abgeschlossen.
Wer glaubt, bei einer CNC-Fräse drück man nur auf einen Knopf und alles wird gut, der irrt gewaltig. Die Maschine arbeitet perfekt, der Mensch ist das Problem, daher gibt es auch mal Ausschuss.
Hat man aber an alles gedacht und alles richtig gemacht, zaubert die Maschine Sachen, die ich vorher so nicht hätte machen können, wie z.B. hier die Kerne für die tiefe Oktave des dritten Registers: Twelfth 2 2/3'.
Nachdem auch die Blindkerne gefräst waren, sind die CNC-Arbeiten an den Pfeifen erst einmal abgeschlossen. Obwohl - ich brauch ja auch noch Spundgriffe ...
Hier liegt nun alles bereit für die Weiterverarbeitung. Von unten nach oben: Gedackt 8', Harmonic 4', Twelfth 2 2/3' (tiefe Oktave).
Im Bild links liegen die ersten beiden Oktaven, beim Rest ist der Materialbedarf spürbar geringer. Hier ist alles komplett.
"Holzumformung" - Hier sieht man einmal die Späne, welche vom Zuschnitt über das Hobel bis zum Maßschnitt entstanden sind und zwar nur von diesem Register.
Da ich den Aufschnitt der Pfeifen erst festlegen möchte, wenn ich diese unter realen Bedingungen testen kann, erfolgt der Zusammenbau der Pfeifen anders als gewohnt.
Nachdem eine Seite mit Boden und Kern verleimt wurde (Bild li), setzt der Deckel außen bündig auf dem Seitenteil auf. Der Deckel ist innen abgeschrägt und wird weit über dem Kern angesetzt.
Anschließend werden Boden und Deckel mit dem Kern bündig geschnitten und die Pfeife mit der zweiten Seite komplettiert (2 Pfeifen li). Das Oberlabium wird später außen aufgesetzt (außer bei den kleinsten Pfeifen).
Nun lief die Produktion der benötigten Spundgriffe an. Hier sieht man eines der ersten Exemplare, für die großen 8'-Pfeifen.
Da nicht nur das Gedackt, sondern auch die anderern Register gedeckte Pfeifen enthalten, brauche ich ca. 100 Spundgriffe verschiedener Größen.
Zwischendurch wurde fleißig weiter geleimt. Bis auf die große Oktave, hat das Gedackt den ersten Leimdurchgang bereits absolviert.
Hier wurde gerade die kleinste Größe gefräst, der Griff hat an seiner dicksten Stelle gerade einmal 8mm Durchmesser.
So sieht die Gesamproduktion aus. Über 100 Griffe in 5 Größen. Damit die kleinen Griffe genügend Stabilität bekommen, wurden sie aus Eiche hergestellt.
Im nächsten Arbeitsschritt, wurden die Griffe vom überflüssigen Rohteil getrennt, welches zum Einspannen in die Drehachse benötigt wurde.
Nun zeigt sich auch der Sinn des am oberen Ende der Griffe belassenen Zapfens. Er wurde als Halterung während des Schleifens an der Bohrmaschine gebraucht, da der untere Zapfen der (großen) Griffe zu groß für das Bohrfutter war. Außerdem wollte ich den unteren Zapfen ebenfalls versäubern können.
Nach der Schleifaktion, konnte nun auch der obere Zapfen abgetrennt und die Kugel versäubert werden.
Dann ging es mit den Holzpfeifen weiter. Je eine Seite wurde mit dem Boden und dem Kern verleimt. Im Bild sieht man die große Oktave des Gedackt 8'.
Nach dem Verleimen wurde die Seite mit dem Kern bündig geschnitten, um den Deckel flächenbündig aufleimen zu können.
Man sieht wie der innen angeschrägte Deckel auf das Seiteteil geleimt wird. Da die Fichtebrettchen sehr dünn sind, wird alles mit Federklemmen verleimt.
Hier liegen wieder Pfeifen der großen Oktave, nur noch die 2ten Seitenteile müssen angeleimt werden.
Nun wurden Boden und Deckel mit dem Kern bündig geschnitten und somit fertig zur letzten Verleimung gemacht.
Die später außen auf der Pfeife aufsitzenden Oberlabien, wurden gezeichnet und mit der CNC-Fräse ausgearbeitet.
Hier liegen die ersten fertig verleimten Pfeifen, mit lose aufgelegten Oberlabien. Die Aufschnitthöhe kann so unter realen Bedingungen im Instrument festgelegt werden.
Nach dem Verleimen, galt es den Überstand des Seitenbrettes (Pfeife links) noch zu entfernen (Pfeife rechts).
Nachdem die Maße ermittelt waren (Abzug für Filz und Leder), wurden die Spunde in gewohnter Manier von der CNC gefräst.
Alle Sppunde, außer die der letzten Oktave, wurden in einem ersten Durchgang mit Filz beleimt. Durch diesen Filz sind die Spunde (natürlich die Dichtung) wesentlich flexibler, was für die dünnen Fichte-Wandungen der Holzpfeifen "gesünder" ist.
Ein erster Klangversuch verlief sehr zufriedenstellend. Als nächstes müssen nun die Vorschläge angefertigt werden.
Bis auf die letzte Oktave, bei welcher die Deckel erst aufgeleimt werden, wenn der Aufschnitt feststeht, sind nun alle Spunde des Gedackt 8' fertig.
Hier soll all das hinkommen. Ein Blick auf die im Instrument sitzende Windlade, durch die geöffnete Rückwand.
Auch die Pfeifenvorschläge wurden schon vorbereitet. Da sie dünn und aus Eiche sind, und auf die Pfeifen geleimt werden, wurde jeder Vorschlag mit Papier beleimt. Dies erleichtert im Falle eines Falles, das Abnehmen des Vorschlags.
!!! Fortsetzung folgt 2022 !!!