Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Puchheim:
Pedalharmonium Ernst Hinkel, Ulm, Bj. ca. 1906

Um so schöner, dass auch einmal eines dieser damals weit verbreiteten Harmonien für die Nachwelt erhalten bleibt. Die Ausstattung ist schnell umrissen: 1 Spiel im Manual, 1 Spiel im Pedal, Forteklappen.

Die Restaurierung dieses Instrumentes war ein eher ungewöhnlicher Auftrag, da Instrumente dieser Größe und Ausstattung meist nicht diese Wertschätzung erfahren.

Der Zustand war eher desaströs, wie man hier an der Pedalklaviatur sieht, welche vermutlich seit Jahrzehnten nicht mehr bespielt wurde.

Hier ein Blick auf die Lade, Manual- und Pedalzungen sitzen im gleichen Windkasten.

Die Oberseite des Magazinbalges dockt mit der Dichtung direkt an der Lade an. Einen Windkasten oder Registerbrett gibt es nicht.

Die ausgebauten Einzelteile nahmen trotzdem einigen Platz in Anspruch.

li: Am leeren Gehäuse musste der Bodenrahmen demontiert werden, da dieser teilweise faul war.

Die betroffenen Partien wurden großzügig ausgeschnitten und ausgetauscht.

Nachdem die Gehäusereparaturen abgeschlossen waren, wurden die Oberflächen überarbeitet.

li: Hier sieht man die Pedaltasten nach der Reinigung. Auch sämtliche Filze wurden entfernt.

re: Am Rahmen und den Tasten wurden die Garnierungen erneuert.

Die Montage der Klaviatur machte wieder deutlich, was allein mit Reinigung und Austausch der Garnierungen machbar ist.

Da die Bälge schon Auflösungserscheinungen zeigten, wurde die Anlage komplett zerlegt und entledert.

Hier wurden die Falten gerade mit Leinenbändern versehen und für das Zusammenhängen vorbereitet.

Als erstes wurde der Magazinbalg gemacht. Im Bild sind die Lederzwickel noch nicht ganz fertig.

Nachdem alles soweit vorbereitet war, konnte die Trägerplatte der Schöpfer aufgeleimt werden.

Erst jetzt wurden die Schöpferplatten auf der Trägerplatte fixiert.

So müssen sauber verarbeitete Zwickel aussehen.

Am Gehäuse ist alles für den Einbau der balganlage vorbereitet.

Ein paar Schrauben später, sitzt alles an seinem Platz.

Die Lederbänder (Fangventile) decken die Windkanäle von den Schöpfern ab.

re: Azubi Jonas kümmerte sich dann um das Geradelegen der Klaviatur.

Nun ging es mit dem "Oberbau" weiter. Als erstes wurden die "nicht mehr ganz so guten" Ventile abgelöst.

Nach dem Entledern, Entrosten und Reinigen, wurden alle Ventile neu belegt.

li: Über den Ventile sitzt der kleine Kasten mit den Forteklappen (hier in zerlegtem Zustand).

Die Klappen mussten neu befilzt und scharniert werden, bevor sie wieder auf den Kasten geleimt werden konnten.

Hier sieht man genau die "komplizierte" Mechanik der Registerzüge. Die kleinen Holzwippen wurden neu angefertigt, da die alten schon mehrfach ausgetauscht oder repariert worden waren.

li: Da die alte und verm. originale Bank auf einer Seite stark verzogen und marode war, wurde das Seitenteil ausgetauscht.

Für den Betrieb stehen ab sofort drei Möglichkeiten zur Wahl.

Im Bild wurde gerade mit der farblichen Anpassung begonnen.

1. Windgebung über die Tritte.

2. Windgebung über den seitlichen Hebel.

3. Windgebung über den neu angebauten Motor. Der Anschluss erfolgte über die Schöpfer. Die Drossel sieht man re neben den Pedalstechern.

Nun war alles bereit für die abschließende Stimmung der beiden Spiele.

Hier sieht man die kleine Motorkiste hinter dem Instrument stehen.

Dies ist zwar kein klanggewaltiges, aber dennoch reizvolles Instrument, welches für Übungs- und Vortragszwecke durchaus geeignet ist. Für die Eigentümer hat es einen hohen sentimentalen Wert, welcher eine große Rolle beim Erhalt des Instrumentes spielte.

Erbauer: Ernst Hinkel, Ulm, Bj. ca. 1906

System: Druckwind

Klaviatur: C - f''', ohne Teilung

C - d' im Pedal

Disposition:

Forte (B)

Forte Ped.

Forte (D)