Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
München:
Harmonium Mannborg, Leipzig, Bj. 1908

U.a. zur Komposition von Filmmusik, sollte dieses Harmonium wieder in technisch einwandfreien Zustand versetzt werden. Das gut ausgestattete Modell "Orchestral" von 1908, hatte leichte "Atembeschwerden" und den ein oder anderen versagenden Ton.

re: Leider wurde das Nuss-oder Mahagoni furnierte Gehäuse einmal schwarz überpinselt.

Sieht man heute nur noch selten - die originalen Trittbeläge.

re: Vermutlich kam hier die letzten 107 Jahre kein Sonnenlicht mehr hin. Jetzt sah man den Schmutz dafür umso besser.

Hier ein Blick ins noch prall gefüllte Gehäuse.

Der Ausbau der Balganlage ist meist recht unkompliziert.

li: Die Balgbe-spannung zeigte schon deutliche Rissbildung, daher war die Betriebs-sicherheit nicht mehr gegeben.

Die alte Beleimung wurde gründlich entfernt. Übrig blieben die puren Holzplatten.

Im nächsten Schritt erhielten die beweglichen Platten neue Scharniere aus Kalbleder.

Hier werden gerade die originalen Kartonfalten auf der neuen Bespannung ausgerichtet und anschließend verleimt.

Das Beziehen der Schöpfer beginnt immer an der Strinfalte, erst anschließend werden die Seiten verschlossen.

Auch beim Magazinbalg wird in dieser Reihenfolge vorgegangen.

re: Sechs Schrauben oben und zwei Schrauben unten, halten Fundament-brett und Balg fest in Position.

Zum Schluss werden noch die Ecken mit Leder verstärkt und neue Schöpfventile aufgebracht.

Der Balg bildet zusammen mit dem Fundamentbrett und den Gurtrollen eine Einheit.

Nun ging es an die Demontage des doch recht umfangreichen Werkes.

Ohne Registermechanik und Klaviatur, wurde die Sache schon deutlich übersichtlicher.

An Stimmstock und Windlade wurde alles abgebaut, was abzubauen war. Die alten Zungenfilze wurden ausgedämpft und die Oberfläche mit Schellack aufgefrischt.

Die gezogenen (ausgebauten) Zungen lagen bereit für ein reinigendes Bad. Die beiden vorderen Spiele sind bereit sauber.

Hier sieht man unsere Reinigungsstation mit dem Ultraschallgerät.

Während die Zungen noch badeten, wurden die gereinigten Ventile schon wieder in die Lade gesetzt.

Anschließend kamen die neuen Zungenfilze an und in den Stimmstock, wie hier bei der Aeolsharfe im Bass.

Die gereinigten Zungen kamen zurück in ihre Kanzellen.

Nachdem auch die Mutzenbänder (Klappenscharniere) das Ultraschallbad durchlaufen hatten, liefen diese wieder einwandfrei und konnten montiert werden.

re: Da die Lade nun bereit für den Einbau war, leimte Eric eine neue Werkdichtung auf.

Die Oktavkoppel, an welcher zahlreiche Filzlager erneuert werden mussten, wurde nach den neu belegten Stechern eingesetzt.

Hier lief gerade die Politur der Tastenbeläge. Beim Einlegen der Taste in den Rahmen, wird auch immer gleich das seitliche Spiel kontrolliert.

re: Die ersten Klänge waren vielver-sprechend.

Ein letzter Blick auf den originalen Tritt-Teppich. Mich wundert oft die farbliche Zusammen-stellung an den Instrumenten. Roter Filz an den Registerzügen, dem Gehäuse und der Klaviatur, aber grasgrüner Teppich bei den Tritten. Wie intensiv die Farbe ursprünglich war, konnte man gut nach dem Abnehmen der Fersenkanten sehen (Bild li). Der neue Teppich greift das Rot auf, ohne zu dominant zu wirken.

li: Nun war die Aufbereitung des Interieur an der Reihe. Nachdem die Filzführungen entfernt waren, konnte die Schellack-Oberfläche gründlich aufpoliert werden.

Die vorderen und hinteren Führungen der Registerzüge, erhielten anschließend neue Filze.

Hier ist die Montage bereits abgeschlossen. Alle Registerzüge laufen weich und gleichmäßig. Für die Stimmung ist die Subbassöffnung bereits abgeklebt.

li: Ein frisch überarbeitetes Harmonium erfreut nicht nur das Ohr, sondern auch das Auge.

Bei der Stimmung aufgetretene Toleranzen, wurden nun ausgeglichen. Dank der durch-dachten Konstruktion, ist die Feineinstelung der Ventile für Subbas und den zusätzlichen Diskantstock, kein Problem.

Nach Abschluss der Stimmung, wurde das Werk mit dem Einbau der Vox humana komplettiert.

Immer wieder schön - originale Signaturen, wie hier an der Rückwand.

Zum Schluss wurden die Stoffbespannungen erneuert.

Auch ein schöner Rücken kann entzücken!

Nach dieser Überarbeitung, ist das Instrument wieder fit für den Einsatz im Tonstudio. Die größeren Mannborg-Modelle haben eine außergewöhnliche Strahlkraft und erfreuen mit vielen differenzierten Stimmen.

Erbauer: Th. Mannborg, Leipzig

Modell "Orchestral", Stil 23, Bj. 1908

System: Saugwind

Disposition (Teilung h°/c'):

- Forte II

- Cornett Echo 2'

7 Subbass 16'

6 Aeolsharfe 2'

3p Viola dolce 4'

3 Principal 4'

1 Diapason 8'

1p Bourdon 8'

V Vibrator

Leider kommt auf dem Foto der rote Stoff wesentlich knalliger zur Geltung, als er in Wirklichkeit ist.

- Schalmei 8'

1p Flute d'amour 8'

1 Melodia 8'

2 Piccolo 4'

OK Oktavkoppel

5 Vox jubilans 8'

4 Oboe 8'

2 Clarinette 16'

- Forte I

Kniehebel:

li: Grand Jeu, re: Forte