Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
München:
Harmonium Lindholm, Borna, Bj. ca. 1960

re: Das Harmonium war etwas "astmathisch" und hatte einen lauten Motor. Alles deutete auf einen defekten Balg hin.

Das vermutlich jüngste Instrument, welches bislang in unserer Werkstatt stand, war dieses Lindholm aus einer Altenheimkapelle in München.

Auch manche Reparaturversuche musste das Lindholm schon über sich ergehen lassen, wie hier an der Notenpultstütze.

Fortschritt ist nicht immer gleichbedeutend mit Verbesserung. Neben der Verwendung von Kippschaltern als Registerzüge, wurde die Mechanik über Bowdenzüge realisiert.

Nach dem Ausbau des Werkes, lag das Fundamentbrett frei. Oben re sieht man den Motoranschluss, mittig die Verbindung zum Magazinbalg.

Da das Magazin unten am Fundamentbrett hängt, ist es hier nicht mehr zu sehen. Über eine einfache Mechanik, ist die Balgplatte mit einem Schieber verbunden, welcher die Windleistung des Motors reguliert.

li: Ein Blick durch die Balgöffnung in der Fundamentplatte, offenbarte das Übel.

re: Risse in der Balgbespannung, so weit das Auge reicht. Dadurch, dass der Motor quasi immer unter Volllast lief, verrichtete er seinen Dienst auch entsprechend geräuschvoll.

Hier sieht man den simplen Balg vor der "Schlachtung".

Das Entfernen der alten Bespannung, welche mit Weißleim verarbeitet wurde, war kein leichter Job.

Da der alte Leim bis aufs Holz abgeschliffen wurde, konnten wir die neue Bespannung wie gewohnt mit Warmleim aufziehen.

Mit dem neuen Balg, läuft der Motor wieder im "Schongang" und ist entsprechend leise.

re: Der Zungenfilz war zwar nicht mehr schön, aber noch weich und funktional.

Nun ging es an die Demontage des Werkes.

Das Instrument verfügt über 5 Spiele im Bass und Diskant und ist somit ordentlich ausgestattet.

Auch die Ventile strotzten nur so von Ruß. Ein Kirchen-Harmonium eben.

Die Ventile wurden mit Messingbürste und Pressluft gereinigt und anschließend mit Talkum pflegend behandelt.

Hier sitzt das Werk schon wieder auf dem Fundament.

li: Nach dem einschieben der Zungen, konnten die Mutzen wieder gesetzt werden.

re: Auf die Forteklappen, folgten die Stecher samt Oktavkoppel.

Die Zungen durchliefen das Ultraschallbad, was dringend notwendig war.

re: Nach der Politur, konnten Tasten und Register-mechanik komplettiert werde.

Nun kümmerte sich Azubi Jonas um die Reinigung der Klaviatur.

Nachdem die Bowdenzüge entsprechend geschmiert waren, liefen sie auch wieder einwandfrei.

Nachdem auch das Gehäuse pflegend mit Möbelpolitur behandelt wurde, war das Instrument wieder fit für den Einsatz.

Die Stimmung erfolgte in vorhandener Tonhöhe.

Erbauer: Lindholm, Borna-Leipzig, Bj. um 1960

System: Saugwind

Disposition

Klaviatur F - f''', Teilung h°-c'

Bass:

Diskant:

Einhaktritte: Grand Jeu / Forte

Oktavkoppel

Bourdon 16'

Klarinette 16'

Piccolo 2'

Piccolo 2'

Harfe 2'

Schalmei 8'

Viola 4'

Flöte 4'

Viola dolce 4'

Diapason 8'

Melodia 8'

Diapason dolce 8'

Melodia dolce 8'