Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Herrsching:
Th. Mannborg, Leipzig, Bj. 1924

Dieses Harmonium brachte die besten Voraus-setzungen für eine gelungene technische Restaurierung mit, denn das Gehäuse war in denkbar gutem Zustand.

Die Innereien waren dennoch Verschmutzt und viele Filze zerfressen.

Die Balganlage war überholungsbedürftig, da das Balgtuch stellenweise schon brüchig war.

re: Zum Gehäuse wurde ein passender Hocker hergestellt.

Als besonderes "Feature" hat dieses Instrument eine Pianissimo-Schaltung. Je nach Stellung des mittleren Kniehebels, werden mit dem rechten Kniehebel die Forteklappen für Bass, Diskant oder beides geöffnet.

Nur mit ausgebautem Balg, kann ein Gehäuse wirklich gründlich gereinigt werden.

li: Hier ist der Balg in seine Einzelteile zerlegt und komplett von der alten Bespannung befreit. Da die Astflicken und Dichtbänder noch gut waren, wurden diese belassen.

Die Plattenscharniere wurden hier vorbildgetreu aus Balgtuch erstellt.

Bevor die neue Bespannung aufgeleimt wird, sollte man unbedingt an neue Fangventile denken.

li: Öfter mal was Neues! Die Kartonfalten hatten im Original kleine Lederbänd-chen an den Seiten, wodurch sie keinen direkten Kontakt zum Holz haben und zusätzlich fixiert sind = sehr leise im Betrieb!

Diese Praxis wurde nun auch bei der neuen Bespannung verfolgt. Im Bild sind die Schöpfer bereits fertig bezogen.

Da der Magazinbalg keine Pumpbewegung machen muss (Luft nach außen drücken), kommt diese Bespannung ohne Kartonfalten aus.

li: Eine fertige Balganlage ist doch immer wieder ein Hingucker.

Zum Schluss wurde die neue Dichtung zum Fundamen und die neuen Schöpfventile aufgebracht.

Zusammen mit dem Fundamentbrett, kam die Balganlage zurück ins Gehäuse.

Hier sieht man das noch montierte Werk, mit der vorne liegenden Mechanik der Pianissimo-Schaltung.

Nach dem Abnehmen der Forte-Abdeckungen, lagen die Mutzen (Registerklappen) frei.

Sämtliche Anbauteile wurden entfernt, sowie die Zungenfilze.

li: Die Zungen durchliefen das Ultra-schallbad.

Die Ventile wurden aufgebürstet, ausgeblasen und talkumiert.

Die sauberen Ventile kamen sodann zurück in die Lade.

li: Vor dem Einleimen der neuen Zungenfilze, wurde die Schellackoberfläche aufbereitet.

re: Nun konnten die sauberen Zungen wieder in ihre Kanzellen geschoben werden.

Hier läuft gerade der Einbau der Mutzen samt Registerumlenkungen.

Nach dem Aufsetzen der Forteklappen, welche hier besonders gut abschließen, schauen von dem ganzen Zauber nur noch ein paar Drähte heraus.

Nach der Reinigung der Klaviatur, wurde diese mit der "Schwabbel" (Polierscheibe in der Bohrmaschine) aufpoliert.

Azubi Eric kümmerte sich um das Ausrichten der Tasten.

li: Nun konnte das Werk zurück ins Gehäuse gesetzt werden.

re: Hier wurden gerade die neuen Filze der Registerführungen zugeschnitten.

Nach der Montage der Registermechanik, war das Instrument nun voll spielbar. Der ausgewogene und kräftige Klang, wusste zu begeistern.

li: In diesem Zustand, wird das Instrument sicher noch lange Freude bereiten.

re: Allein der neue Hocker ist schon eine Augenweide.

Die abschließende Stimmung erfolgte in vorhandener Tonhöhe.

Nach dieser Überarbeitung ist das Instrument wieder wohnzimmertauglich. Die gut schließenden Forteklappen, ermöglichen eine wunderbare Dynamik. Gepaart mit der Pianissimo-Schaltung ergeben sich die unterschiedlichsten Register-Zusammenstellungen.

Erbauer: Th. Mannborg, Leipzig

Baujahr: 1924

System: Saugwind

Klavaitur F - f'''

Teilung: h-c'

Disposition:

7 Subbass 16'

6 Aeolsharfe 2'

3p Viola dolce 4'

3 Principal 4'

1 Diapason 8'

1p Bourdon 8'

V Vibrator

1p Flute d'amour 8'

1 Melodia 8'

3 Flöte 4'

OK Oktavkoppel

5 Vox jubilans 8'

4 Oboe 8'

Kniehebel li/re: Grand Jeu / Forte

Kniehebel mi: Einstellung Pianissimo-Schaltung