Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Markersdorf:
Mason & Hamlin, Boston USA, Bj. 1895/96, Style 469

Dieses schöne Mason & Hamlin war gezeichnet durch einen Hochwasser-schaden, welcher hauptsächlich die Balganlage sowie das Gehäuse betraf.

Das Werk war "normal" verschmutzt, was nach fast 120 Jahren einiges zu bedeuten hat.

Die Balganlage war in Auflösung begriffen.

Mechanisch schien das Werk die Fluten ganz gut überstanden zu haben.

Auf allen Bauteilen lag eine Mischung aus Staub und Dreck, welche durch die hohe Feuchtigkeit festgebacken war.

Die Demontage des Gehäuse gestalltete sich einfach, da sowieso alles in seine Einzelteile zerfiel.

re: Die Verleimung der 3-Schicht-Platten hatte sich gelöst und die einzelnen Schichten freuten sich über die neue Bewegungs-freiheit.

Mason & Hamlin-typisch, konnte man Werk und Balg als Einheit ausbauen.

Nun offenbarte sich die volle Zerstörung an der Balganlage.

Doch zunächst ging es an die Restaurierung des Nussbaum-Gehäuses. Sämtliche Einzelteile wurden mit Alkohol vom restlichen Schellack befreit.

Nach der gründlichen Entlackung, wurde das Holz zuerst mit Öl "angefeuert" und dann mit Schellack in mehreren Schichten lackiert. Das Ergebnis war umwerfend!

Nur durch Öl und Schellack erhielt der alte Nussbaum wieder diese wunderbare Färbung. Es wurde KEINE Beize eingesetzt.

Da die alten Balgplatten nicht mehr zu retten waren, wurden neue aus Sperrholz angefertigt.

Lediglich die Trägerplatte (zwischen Schöpfer und Magazin) konnte wieder verwendet werden.

Nachdem die Platten neu scharniert waren, folgte das Aufleimen der neuen Bespannung.

So muss eine Balganlage aussehen! Hoffentlich steht das Instrument in Zukunft trockener.

Zusammen mit den Kniehebeln, konnte die Balganlage nun auf dem Fundamentbrett montiert werden.

Dann wurde die ganze Einheit ins frisch restaurierte Gehäuse gesetzt.

Nach dem Abnehmen der Mutzen, lagen die Zunge frei und konnten gezogen werden.

Anschließend durchliefen sie das Ultraschallbad.

Es folgte die Demontage des Werkes.

li: Die Ventilseite der Lade war bestens erhalten. Ein Verzug der Fläche konnte nicht festgestellt werden.

Auch den Ventilen hatte das Hochwasser offensichtlich nicht geschadet. Nach einer gründlichen Reinigung, waren diese wieder einsatzbereit.

Die Lade wurde gründlich gereinigt und die Schellackoberfläche erneuert.

Nachdem die Zungenfilze erneuert und die sauberen Zungen wieder eingeschoben waren, folgte das mitunter heikle Anbringen der Mutzenklappen.

Schön langsam wird's! Die Ventile sind wieder an ihrem Platz, sowie die Registermechanik.

Sämtliche Einzelteile wurden natürlich entrostet, neu befilzt .....

Entrostet und neu befilzt werden, musste auch die ursprünglich unter eine dicken Schmutzschicht versteckte Oktavkoppel.

Nach dem Ultraschallbad, musste jede Welle von Hand mit Stahlwolle nachpoliert werden. Sämtliche Lagerklötzchen erhielten neue Filze.

So hat die Oktavkoppel das letzte mal 1895/96 ausgesehen!

Der Klaviaturrahmen an sich war eigentlich noch ganz gut, aber die Stifte mussten gründlich aufpoliert werden.

Wer diese Arbeit schon einmal gemacht hat, weiß wie weh es tut, wenn man sich den Stift beim Polieren in die Nagelhaut rammt.

Dagegen ist das Putzen der Tasten schon fast eine Erholung.

Nachdem die Filze erneuert und die Klaviaturbacken frisch lackiert waren, stand der Einbau kurz bevor.

Am Gehäuse waren die Vorarbeiten soweit abgeschlossen.

Nun ließen sich dem Instrument schon erste vielversprechende Töne entlocken.

li: Die Registerwellen wurden neu befilzt und frisch gelagert.

re: Wie schon das Werk und die Klaviatur, ist auch die Registermechanik als eigene Einheit konstruiert und kann mit wenigen Handgriffen ein- bzw. ausgebaut werden.

Durch das Aufpolieren, strahlten die Registerzüge wieder wie am ersten Tag.

Als letztes Bauteil kam der Subbasskasten zur Überarbeitung. Hier ist er noch im "Urzustand",

Im Wesentlichen wurden auch hier Filze ersetzt, Ventile gereinigt und Dichtungen erneuert. Im Bild werden gerade die sauberen Zungen eingeschoben.

Nach der Stimmung des gesamten Werkes, kam auch der Subbass wieder an seinen Platz und wurde gestimmt.

Nach dieser grundlegenden Restaurierung, präsentiert sich das Instrument quasi wieder im Neuszustand.

Vom verheerenden Wasser schaden, ist nichts mehr zu sehen und zu hören.

Erbauer: Mason & Hamlin, Boston, USA

Klaviatur: F - f'''

Baujahr: 1895/96, Style 469

Teilung: h-c'

System: Saugwind

Kniehebel li/re: Grand Jeu / Forte

Disposition:

Bass:

Diksant:

Diapason Dolce

Melodia Dolce

Sub Base

Oktave Coupler

Eolian Harp

Voix Celeste

Diapason

Melodia

Viola

Flute

Viola Dolce

Seraphone

Vox Humana