Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Eberspoint (Velden):
Steinmeyer-, Weise-, Wastlhuber-Orgel, Bj. ca. 1909 - 60

Die kleine Orgel in Eberspoint war in keinem guten Zustand. Das Werk wurde in den 1920ern aus gebrauch-ten Teilen zusammen-gesetzt und schon mehrfach umgebaut

Der Spieltisch stammt verm. von Steinmeyer 1909, das Gehäuse von Weise aus den 20ern. Aus dieser Zeit stammt verm. auch noch ein Teil des Pfeifenmaterials.

Die fragwürdig konstruierte Pneumatik wurde in den 1960ern durch Wastelhuber eingebaut, ebenso die Windladen, deren Herkunft unbekannt ist.

li: Das Pfeifenwerk bei der Besichtigung. Die großen Pfeifen des Salicional standen etwas wackelig, die Holzpfeifen des Gedeckt stammen teilw. noch von 1923. Die letzten beiden Pfeifen jedes Registers stehen auf einer kleinen Zusatzlade (Bildvordergrund), da die eigentliche Lade nur 52! Töne hat.

li: Der Prinzipal steht zuerst seitlich auf einer Zusatzlade (C-E Holz offen), dann im Prospekt und dann wieder auf der Zusatzlade. Einheitliche Klangabstrahlung geht anders.

re: Das ansich hübsche Gehäuse wurde 1923 von Orgelbau Weise, erbaut und mit der Bahn transportiert, wovon dieser Aufkleber zeugt.

Der Spieltisch war ein Fall für die Werkstatt. Die Technik war zwar überschaubar, jedoch dafür in umso schlechterem Zustand.

re: So ließen sich wenigsten die Bleikondukten gut reinigen und die Empore war etwas geräumiger.

Dank unseres Aufzugs, war der Abtransport kein Problem.

li: Nun begann der Ausbau der restlichen Technik. Im Bild li sieht man die Membranen-leisten der Kegellade.

re: Die Windlade stammt aus einem anderen Instrument, was die Beschriftun-gen der Kanzellen beweisen (Nachthorn, Engl. Horn, Terzflöte etc.).

Ein Blick in den Registerkanal. Die Bälgchen sind reif für den Austausch.

Bis auf den Balg, die HW-Windlade und die Zusatzlade, wurde die gesamte Technik ausgebaut.

re: Metallpfeifen werden bei uns in warmer Seifenlauge gebadet.

In der Werkstatt ging es erst einmal an die Reinigung und Überarbeitung der Holzpfeifen.

re: Beim Öffnen der Spiellade, wurde ich von "neuen" Spielventile überrascht. Hier war nur eine Reinigung und eine neue Deckeldich-tung notwendig.

Dann begann die Reinigung und Demontage des Spieltisches.

Für die Überarbeitung der Register- und Koppelschaltung, musste das gesamt Innenleben weichen.

Nicht "Schalt-" sondern "Störungszentrale". In diesem Kasten wird festgelegt, ob die Registerer über Handschalter oder feste Kombinationen betätigt werden.

Dafür müssen die "Holzschuhe" aber auf dem Haltedraht ganz leicht beweglich sein, was hier bei keinem mehr der Fall war.

Um die "Schuhe" wieder gangbar zu machen, mussten ettlich Leder abgenommen und erneuert werden.

Auch die Klaviatur hatte so ihr Schwächen. Durch einen sog. "Tastengrill" waren einige Beläge beschädigt und mussten ausgetauscht werden.

Frühere Reparaturversuche mit Weißleim blieben erfolglos und machten die Sache nun nicht einfacher.

Dank unseres großen Vorrats an gebrauchten Zelluloid-Belägen, war der Austausch kein Problem.

li: Während der Arbeiten erhielten wir Unterstüt-zung von Praktikant Nicolas.

li: Die Klaviaturstifte waren derart verrostet, dass sie abgeschliffen, im Ultra-schallbad gereinigt und poliert werden mussten.

Dementsprechend musste auch die Klaviatur neu ausgarniert werden, da die Rostnarbe der Stifte das Tuch in den Tasten vollständig heraus gerieben hatte.

Langsam wuchs zusammen, was zusammen gehörte.

Die "neue" Klaviatur lädt wieder zum Spielen ein.

Als Zuckerl gab es noch eine LED-Pedalbeleuchtung.

Die Membranenleisten wurden gereinigt, mit Pressluft ausgeblasen und erhielten neue Membranen.

An den Registerschaltungen musste der Lederbezug erneuert werden, da er über die Jahre brüchig und undicht geworden war.

Hier sind die Bälgchen fertig. Bei Betätigung des Registers, wird der Balg vom Umgebungsdruck im Windkanal zusammengepresst und öffnet so das Ventil zur Registerkanzelle.

An den Holzpfeifen gab es zahlreiche offenen Leimfugen. Die zu kurze Holzpfeife blieb ein Einzelfall.

Die Metallpfeifen wiesen die üblichen Beschädigungen an Mündungen, Stimmrollen und Füßen auf.

Alles bereit zur Abreise!

li: Hier rollt gerade der frisch überarbeitete Spieltisch in die Kirche.

li: Die Montage der Register-schaltungen erwies sich als recht trickreich und verursachte zahlreiche Schrammen an den Händen.

Auf die Registerschaltungen, folgten die Membranenleisten.

li: Dann ging es schon an die Montage des Spieltisches. Dank konsequenter Markierung, fand jedes Röhrchen wieder in sein Loch.

Auf die Pedallade war derart unzugänglich, dass wir sie zum Austausch der Membranen kurzerhand ausgebaut hatten. Nun konnte sie wieder eingesetzt werden.

Auch die Prospektstöcke erhielten nun ihre neuen Membranen.

Da beim Richten der Pfeifen schon immer auch das Ansprachverhalten geprüft wird, hat man bei der anschießenden Nachintonation etwas weniger Arbeit.

Nach einem generellen Funktionstest, ging es mit dem Einbau der Holzpfeifen und der Intonation los.

Nun erfüllt dieses kleine Werk wieder zuverlässig seine Aufgabe. Klar ist aber auch, dass es eine reine Gebrauchs-Orgel ist, welche auf lange Sicht durch einen Neubau ersetzt werden sollte.

Erbauer: Steinmeyer, Weise, Wastlhuber, 1909 - 1960

System: pneumatische Kegellade

Disposition: Man C-f''', Ped C-d'

Geigenprinzipal 8'

Gedeckt 8'

Salicional 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Mixtur 1 1/3' 3-fach

Subbass 16'

Spielhilfen:

Koppel I/P

Drücker

Piano, Forte, Auslöser