Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Ziegelberg:
Wilhelm Späthe, Gera, Bj. 1903

Eigentlich kam ich zum Kauf dieses Instrumentes nach Ziegel-berg. Als die Besitzerin jedoch von der Möglich-keit und den Kosten einer Restaurierung erfuhr, fuhr ich unverrich-teter Dinge wieder ab und erstellte ein Angebot.

Das Instrument war annähernd unspielbar, der Tastengang lag gerade einmal bei 5 bis 6 mm (statt 11mm).

Im Inneren hatte sich über die Jahre eine dicke Staubschicht angesammelt.

Bis hierher verlief die Demontage noch normal, das Werk ließ sich ohne Weiteres ausbauen.

Komplett und unbeschädigt, das sind die besten Voraussetzungen.

Der Balg verbarg eine Überraschung, denn die vermeintliche Rückwand entpuppte sich als fest montierte Balgplatte.

Das Gehäuse nach dem Ausbau.

Die aktuelle Stoffbespannung war schon mindestens die dritte Variante (grün, rot, blau).

Da die Oberfläche aufbereitet werden musste, wurde das Gehäuse komplett zerlegt.

Nach der Schellack-Frischekur, ging es wieder zur Montage.

Die Tritte wurden neu belegt, die Kantenschoner aufpoliert.

Am Gehäuseaufsatz waren Rekonstruktionen notwendig.

li: Mit der Dekupiersäge wurde das Neuteil aus massivem Nussbaum geschnitten.

re: Die ergänzten Teile der Frontblende und des Aufsatzes, fügen sich sehr harmonisch ins Gesamtbild ein.

Nach leichten Schnitzarbeiten und neuer Oberfläche, wurden die Teile in ihren Rahmen gesetzt.

Die Bespannung der Balganlage war hart und spröde, die Balgplatten aus Tischlerplatte lösten sich aufgrund von Feuchtigkeit auf.

Wegen der schlechten Basis, entschlossen wir uns zum kompletten Neubau der Balganlage. Lediglich das Anschussstück zur Fundamentplatte wurde übernommen.

Hier sieht man gut die besondere Konstruktion des Balges. Die feste Platte (unten) dient als Rückwand, darauf die bewegliche Magazin-Platte und daran die Platten der Schöpfbälge.

Nach dem Einsetzen der Federn, konnte der Magazinbalg bezogen werden.

Nun folgten die Schöpfer.

Zum Schluss wurden die originalen Sicherungsleisten wieder aufgenagelt.

li: Nach der Montage wurden die Federn eingesetzt und die Tritte angehängt.

Der Einsatzort war bereits vorbereitet.

Noch "etwas" hell, die neue "Rückwand".

re: Die Register-mechanik war bis zur Unkenntlich-keit mit Staub bedeckt.

re: Unter der Klaviatur sah es nicht besser aus. Sogar die Fugen zwischen den Tasten kann man im Staub noch erkennen.

Nun kam das Werk zur Überarbeitung.

Der durch hohe Feuchtigkeit festgebackene Staub, ließ sich nur zögerlich entfernen.

Auch die Zungen waren in den Kanzellen festgesessen.

Die ausgebauten Ventile vor und nach der Reinigung.

Der Schellack auf dem Ventilbrett sieht nicht nur schön aus, er dient auch dem Schutz vor Schmutz und Feuchtigkeit.

Die stark oxidierten Zungen, wurden im Ultraschallbad wieder optimal.

Nach dem einschieben der Zungen, wurden die Ventile gesetzt.

Nun wurden die Mutzen, ...

...die Forteklappen ...

... und die restliche Mechanik montiert.

Als nächstes war die Klaviatur an der Reihe.

Der Rahmen wurde vom alten Filz befreit und neu bestückt.

Nach der Reinigung und Politur, sah sie aus wie neu.

li: Die Register-mechanik war recht verstaubt und zerschlissen.

Der Filz in den Wellenhaltern war "durch".

Auch die Oberläche sah recht bescheiden aus.

re: So muß das aussehen!

Schwarzer und klarer Schellack, danach neue Filzführungen - fertig (nach ein paar Stunden).

Die Wellen wurden entrostet, die Befilzung der Wellenhalter gegen Tuch getauscht.

li: Nachdem auch das obere Rück-wandfries montiert war, wurden die Flächen gebeizt.

Nun konnte das Werk samt Registermechanik ins Gehäuse gesetzt werden.

Der mit Stoff bespannte Rahmen komplettierte die Rückwand wieder (hier abgeklappt).

Die gleichstufige Stimmung erfolgte in vorhandener Tonhöhe.

Nun ist das Instrument optisch wieder ansprechend und technisch in neuwertigem Zustand.

Erbauer:

Disposition:

Wilhelm Späthe, Gera, Bj. 1903

Bass Coupler

Diskant Coupler

System: Saugwind

Forte I

Forte II

Principal 4'

Flöte 4'

Piano (8')

Echo (8')

Diapason 8'

Melodia 8'

Vox humana

Kniehebel: li = volles Werk, re = Forte