Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Dorfen:
Steinmeyer, Öttingen, Bj. 1978
Anlässlich eines Konzertes in Dachau traf ich einen Organisten, welcher seit 30 Jahren den Wunsch hegte, eine Hausorgel zur Verfügung zu haben.
Nach anfänglichen Rückschlägen wurde ich schließlich auf das hier gezeigte Instrument aufmerksam. Den zukünftigen Besitzer konnte die großzügige Hausorgel in wenigen Minuten überzeugen. oben: Ein großer Möbelkoffer bot gerade genug Platz alle Teile der Orgel incl. Werkzeug unterzubringen.
Wenige Wochen später begannen dann die Demontagearbei-ten. Innerhalb von 3 Tagen war die komplette Orgel abgebaut, verpackt und verladen.
li: Hier schwebt gerade der Spieltisch in den ersten Stock. Dank meines Montageliftes war die Hebearbeit kein Problem.
Nach dem Festlegen des neuen Standortes konnte die Rückwand angebracht, Spieltisch und Bodenrahmen ausgerichtete werden. Anschließend wurde das massive Stahlgestell der Windladen montiert. Hier waren die Arbeiten bereits gut fortgeschritten. Nach dem Einbau der Windladen und der Windversorgung wurde das Obergehäuse samt Dach montiert. Um alles besser zugänglich zu haben, wurde der Aufbau des Pedalgehäuses (im Bild rechts) auf später verschoben.
re: Hier ein paar Bilder vom Einbau der Mechanik.
Blick auf das Wellen-brett des II. Manuals.
Während ich mit dem Aufbau der Technik beschäftigt war, kümmerte sich der neue Besitzer zusammen mit seinem Freund um die Reinigung der Pfeifen. Nach einer gründlichen Einweisung und mit der genügenden Sorgfalt und Vorsicht lief alles ohne Komplikationen.
li: Die liegende Trakturbahn des II. Manuals. Durch die farbliche kennzeich-nung der einzelnen Werke gab es keine Verwechs-lungsgefahr.
Nun wurde auch das Pedalgehäuse komplettiert und die ersten Pfeifenreihen kamen an ihren Platz. Ein Sanierungsfall waren die Ventile der Orgel. Die Erbauer hatten 1978 als Belag Schaumstoff und Leder gewählt, da der Schaumstoff unter anderem hoch elastisch war und sich somit gut an die Ventilauflage anpassen konnte. Nach nun 30 Jahren war allerdings der Weichmacher des PVC entwichen und der Schaumstoff zeigte Auflösungserscheinungen (Brösel in der Windlade). Auch um die Elastizität war es nicht mehr gut bestellt. So mussten sämtliche Ventile mit Filz und Leder neu belegt werden.
li: Die Nachintonation der ersten Register begann. Dank der Terzaufstellung war das Pfeifenwerk recht gut zugänglich.
re: I. Manual: Bis auf die Zunge (ganz rechts) ist alles eingebaut. Die Mixturpfeifen wurden zur Intonation chorweise abgesteckt (blaue Fähnchen im Labium).
li: Hier sind die Intonationsarbeiten kurz vor ihrem Abschluß. Auf den Pfeifenbrettern liegen noch die hohen Register des II. Manuals. Wie wenn sie dafür gemacht worden wäre, steht diese Orgel nun an ihrem neuen Platz und erfreut den stolzen Besitzer jeden Tag aufs neue.
Disposition:
I. Man.: II. Man.: Pedal:
Schwiegel 8' Gedackt 8' Subbass 16'
Prinzipal 4' Blockflöte 4' Hohlflöte 4'
Waldflöte 2' Prinzipal 2' Fagott 8'
Sesquialter 2 2/3' Terz 1 3/5'
Mixtur 1 1/3', 3 bis 4fach Quinte 1 1/3'
Clairon 4' Oktävlein 1'
Tremulant Cromorne 8'
Tremulant
Koppeln: II-I, I-P, II-P