Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Ensdorf:
Hinkel, Ulm, Bj. 1922-23
Im Nebenraum eines Mannheimer Pfarramtes stand dieses mächtige Hinkel-Harmonium, was dort offenbar im Wege war, denn man hatte es an den jetzigen Eigentümer Andreas Hoffmann verschenkt. Anfangs war nur eine Reinigung und Spielbarmachung angedacht. Angesichts der verpfuschten Balganlage schwenkte man dann auf eine technische Restaurierung um.
Als A. Hoffmann dann das Muster eines überarbeiteten Gehäuseteiles sah, war es um Ihn geschehen. So wurde aus einer einfachen Reinigung eine Komplettrestaurierung. Durch die Anfeuerung der frischen Lackierung erhiet die Oberfläche wieder einen satten und warmen Farbton. Da ich im Herbst zuvor das gleiche Harmonium-Modell (mit kleinerer Disposition) in der Werkstatt hatte, wurde der fehlende Aufsatz vom anderen Instrument kopiert und dann farblich angepasst.
Hier sieht man das kompett zerlegte und mit Alkohol abgewaschene Eiche-Gehäuse.
Nach Abschluss der Gehäusearbeiten ging es an die Überholung des Werkes. Im Bild liegt noch alles in "Schutt und Asche". "Ein paar" Stunden später sah die Sache dann schon wieder wesentlich freundlicher aus. Zwischendurch hatte ich immer wieder das Gefühl (z.B. beim Reinigen der Ventile), dass 5 1/2 Oktaven schier endlos sind. Die neu bezogene Balganlage kurz vor ihrer Fertigstellung. Hier mussten die Kartonfalten der Schöpfbälge rekonstruiert werden, da sie bei der letzten Überarbeitung entfernt wurden. Durch diesen Umstand hörte man von den Schöpfer bei jeder Pumpbewegung ein sattes "Plopp", was auch in den Tritten zu spüren war.
Bei einer früheren Überarbeitung wurde auch die durchgängige Superoktav-koppel im Bassbereich zur Suboktavkoppel gemacht (ohne sep. Zug). Dieser Umbau wurde nun wieder rückgängig gemacht. Im Bild sind Balg und Werk wieder an ihrem Platz, der Einbau der Klaviatur ist vorbereitet. Da nun die angejahrten schwarzen Einbauten nicht mehr zum frischen Äußeren passen wollten, wurden auch hier sämtliche Filzführungen ausgebohrt und die Schellackoberfläche retuschiert und aufpoliert. Selbstverständlich wurde nicht nur die Optik aufgefrischt. Alle Filzteile wurden erneuert, Laufflächen der Mechanik neu belerdert, Achsen entrostet und konserviert, etc...etc...etc.
Auch bei der jetzigen Überarbeitung wurde ein Umbau vorgenommen: das Prolongement erhielt eine Hackenauslösung.
Disposition: Eine wahrhaft stattliche Liste an Registerzügen! Als Besonderheiten seien hier die zusätzlichen Laden für den Diskant 16' und die Schalmei 8' ewähnt. Beim Diskant 16' werden aus einer Reihe Zungen die drei Register Musette, Waldhorn und Fagott durch jeweiliges Öffnen einer weiteren Schall- oder Windklappe generiert. Die Zungen sind flach liegend aufgeschraubt (wie beim Druckluftharmonium) und stecken nicht ein einzelnen Kanzellen.
Bass-Forte
Subbass 16' C - c
Subbass dolce 16'
Aeolsharfe 8'
Gamba 8'
Aeolsharfe 2'
Viola 4'
Viola dolce 4'
Diapason 8'
Hornecho 8'
Oktavkoppel
Nachdem auch die mechanische Seite fertig war, konnte ich mich an das Stimmen machen. Im Bild bin ich schon fast fertig, da die hinteren Zusatzladen für Subbass und Diskant 16' schon eingebaut (zugeklappt) sind. In diesem Zustand sind Arbeiten an den hinteren Spielen nicht mehr möglich.
Vox Humana
Hohlflöte 8'
Die Schalmei 8' sitzt im Unterbau des Instrumentes beim Balg, und spricht über Löcher im Bereich des rechten Kniehebels aus. Für die besondere Schärfe dieses Registers sind jedoch die Zungen verantwortlich, welche nicht aus dem üblichen Messing, sondern aus Neusilber sind und das schwingende Ende nicht hinten in der Kanzelle sonder vorne bei der Registerklappe sitzt.
Melodia 8'
Flöte 4'
Schalmei 8'
Vox Celestis 8'
Baryton 32'
Violine 8'
Aeolsharfe 8'
Musette 16'
Waldhorn 16'
Fagott 16'
Bifara 16' & 4'
Diskant-Forte
Prolongement
Wer sich näher über Andeas Hoffmann, seine Arbeit und das Instrument informieren möchte, kann dies unter www.kaerschemusiker.de tun.
Hackenauslösung (neu)
Kniehebel li: Grand Jeu
Kniehebel re: Forte