Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Zürich:
Hofberg, Leipzig, Bj. ca. 1922
Zusammen mit dem Hinkel Pedal-Harmonium kam auch dieses Hofberg Pedal-Harmonium in die Werkstatt. Auch dieses Instrument war nur eine Sammlung loser Teile, so mussten erst einmal die passenden Gehäuseteile zusammengestellt werden. Bei einem früheren Umbau wurde der Pedalumfang von 27 auf 30 Tasten erweitert. Leider war der Umbau von minderer Qualität, so dass die Pedalmechanik nicht mehr richtig lief. Im Bild sieht man die bereits rekonstruierte Teilung der Pedalwippen. Teilweise wurden Wippen vertauscht und abgeschnitten, diese mussten nun wieder angelängt werden.
Statt einen neuen Rahmen anzufertigen, wurden die 30 Tasten in den bestehenden gequetscht, wodurch sich die Teilung entsprechend verringerte und verschob. Die enge Führungskulisse der Tasten wurde nun wieder durch eine in originaler Teilung ersetzt. Die feritge Pedalklaviatur in neuer-alter Teilung. Nach den Pedalarbeiten konnte der früher schon einmal bezogene Balg samt überholtem Fundament in das Gehäuse gesetzt werden.
re: Sämtliche Mutzen mussten neu bezogen werden, da das alte Leder hart und teilweise zerfressen war.
Hier sieht man das Werk des I. Manuals ohne Klaviatur im "Kellerzustand". Desweiteren sind im Hintergrund die beiden Kanäle zum Werk des II. Manuals und dazwischen die Manualkoppel erkennbar. Das I. Manual nach dem Abbau sämtlicher Teile. Als nächstes wurden die Zungen ausgezogen, Ventile ausgebaut, Zungenfilz entfernt, alles gereinigt, neuer Schellack..........
Zum Schluss kamen die neu belegten Ventile wieder an ihren Platz. In diesem Instrument werden sie in Spitzenlagern gehalten und mit Blattferdern gedrückt.
Das I. Manual wieder in einem ordentlichen Zustand. Neben der Politur der Oberfläche wurden sämtlich Garnierungen der Tasten erneuert (Vorder- und Waagstiftgarnierung).
Ein Blick in die Mechanik. Hier sieht man in die Mechanik des I. Manuals. Unten ein Teil der komplett neu ausgefilzten Oktavkoppel und darüber die Stecherreihe mit Führungsrechen. Es folgte der Einbau der Klaviaturen und das Aufsetzen der Verbindungskanäle zum II. Manual. Nun musste noch das II. Manual die selben Arbeitsschritte wie das I. durchlaufen. Im Grunde (technisch) handelt es sich hier um eine "normale" Harmonium-Lade, welche über Kopf oberhalb der Klaviaturen montiert wurde.
li: Einzelteile des II. Manuals. Schallklappen, Ventile, Register-gestänge, Federn, Mutzen etc.
Nach dem Aufsetzen der Lade konnte der erste von mehreren Stimmdurchgängen erfolgen. Nächste Baustelle war die sehr umfangreiche Registermechanik.
li: Alle Wellenlager und Halterungen wurden neu ausgetucht.
Erst wenn alles komplett zerlegt ist, kann mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Hier sieht man die Trägerplatte der Registerwellen samt Klaviaturabdeckung. "Ein paar" Stunden (oder Tage) später sah das Ganze dann SO aus. Neben den Filzarbeiten wurden sämtliche Wellen entrostet und die Registerzüge nachgeschwärzt.
re: Die Rückwand wurde ausgebessert und mit neuem Stoff bespannt. Der bestehende Motor-anschluss erhielt eine Winddrossel und wurde nach unten zum Balg verlegt.
Letzte große Baustaelle war dann der Pedalstock. Dieser hatte im übrigen auch nur 27 Töne, was den früheren Umbau recht sinnlos erscheinen lässt, zumal die Tastenteilung dann auch nicht der eines Orgel-Pedals entsprach. Dieses Bild zeigt alle drei eingebauten Werke. Noch fehlen die Pedalstecher, welche die Verbindung zwischen den Pedalwippen am Boden und den Ventilen im Stock herstellen.
Disposition:
I. Manual / Bass II Manual / Bass Pedal
Manualkoppel Bass Bass Forte II Bourdon 16'
Bass Forte I Contrabass 16' Violoncello 8'
Bourdon 16' Aeolsharfe 2' Forte
Prinzipal 4' Gamba 8' Mezzo-Forte
Diapason 8' Bourdon 8'
Bassflöte 8'
Diskant
Diskant
Flüte d'amour 8'
Hohlflöte 8' Salicional 8'
Melodia 8' Aeolsharfe 8'
Waldflöte 4' Musette 16'
Clarinette 16' Baryton 32'
Vox ceolestis 16' Diskant Forte II
Diskant Forte I
Oktavkoppel
Manualkoppel Diskant
Nach ca. 500 Arbeitsstunden war dann aus dem Teilesammelsurium wieder ein optisch wie klanglich stattliches Instrument erstanden.